25 Jahre FC Schönberg 95 – Wisst Ihr noch?


In Zeiten der Corona-Krise wissen wir alle nicht, wie lange wir noch ohne Live-Fußball auskommen müssen. Zusätzlich feiert unser FC 95 in diesem Jahr sein 25jähriges Vereinsjubiläum. Grund genug zusammen mit euch und zur Überbrückung der fußballfreien Corona-Zeit auf 25 Jahre voller Siege und Niederlagen, Auf- und Abstiege, Emotionen, Tränen, Träume und sportliche Erfolge zurückzublicken.
Einen besonderen Platz in unserer Vereinshistorie nehmen dabei mit Sicherheit unsere ganz großen Spiele wie die im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München, den VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach oder auch gegen den HSV ein. Aber auch Pflichtspiele gegen den FC Energie Cottbus oder den FC Carl-Zeiss-Jena und unsere Finalspiele im Landespokal sind bei vielen in Erinnerung geblieben.
Der Fußball in Schönberg hat also viele Geschichten zu erzählen! Und diese ungewöhnlichen und fußballfreien Tage wollen wir nutzen, um auf diese Spiele und Geschichten zusammen mit euch zurückzublicken. In den kommenden Wochen wollen wir auf unserer Homepage und auf Facebook mit unserer Kategorie „Weißt Du noch?“ eine gemeinsame Reise in die Vergangenheit unternehmen und mit Bildern und Geschichten ein Stück davon wiederaufleben lassen.
Und dabei könnt ihr uns behilflich sein. Gebt uns doch einen Einblick, was eure größten FC 95-Momente oder denkwürdigsten Spiele waren. Hinterlasst uns gerne einen Kommentar und wir werden versuchen, hier auch auf „Euer Spiel“ zurückzublicken.
Wenn Ihr Lust habt, dürft Ihr gerne auch Fotos und/oder Anekdoten in der Kommentarleiste posten. Wir freuen uns darauf. In diesem Sinne: Liebe Maurine-Kicker, bleibt bitte gesund und munter. Wir können es nicht erwarten, Euch bald wieder im Stadion zu sehen und gemeinsam die nächsten Geschichten zu schreiben…!

2000, 26. August: DfB-Pokal FC Schönberg 95 - FC Bayern München
Pokalgeschichte von der Maurine – Schönberg im Ausnahmezustand!
26. August 2000: das sechstausend Zuschauer fassende Schönberger Fußballstadion (damals noch Jahnstadion) ist mit 16.000 fröhlichen Fußballfans bis auf den letzten Platz gefüllt. Für die Versorgung der Zuschauer mussten über 10.000 Bratwürste, 3.000 Bockwürste, 200 Kilo Pommes und 16.000 Brötchen sowie etliche hundert Liter Bier und alkoholfreie Getränke geordert werden. Bereits ab 10.00 Uhr wurde der Autoverkehr aus der Innenstadt ausgesperrt und der kleine Ort Schönberg wurde für einen Tag zum Mittelpunkt von Fußball-Deutschland.
Aber was war passiert an der Maurine? Knapp sieben Wochen vorher, am 09. Juli 2000, um 18.27 Uhr herrschte bereits Einsturzgefahr im Schönberger Sportlerheim. Nur wenige Sekunden zuvor hatte die damalige Nationalspielerin Inka Grings dem FC 95 in der ersten Runde des DFB-Pokals das Traumlos FC Bayern München zugelost und damit für unbeschreibliche Jubelszenen gesorgt. Ein über den Tisch hüpfender Manager, Spieler, Verantwortliche und Fans, die sich in den Armen lagen, zierten das Bild im Sportlerheim und keiner von ihnen konnte an diesem Samstag ahnen, welches Ereignis dem Club von der Maurine ins Haus stehen würde.
Schon am Abend der Auslosung standen die Telefone des Vereins sowie der Spieler und Verantwortlichen nicht mehr still und in den sieben Wochen zwischen Auslosung und Spieltag befand sich der kleine Ort Schönberg im Ausnahmenzustand.
Und wie war es sportlich? Eine halbe Stunde hielt die Elf des damaligen Trainers Jürgen Decker gegen den Rekordmeister von der Isar einigermaßen mit. Reihenweise konnte Keeper Maik Wilde Torchancen der Münchner zunichte machen und dabei sogar einen Elfmeter von Mehmet Scholl halten. Nach 90 Minuten hatte das Staresemble von Trainer Ottmar Hitzfeld sicher und deutlich nach Treffern von Scholl, Zickler, Fink und Janker mit 4:0 gewonnen und Medienvertreter aus ganz Deutschland verließen Schönberg mit vielen positiven Eindrücken von unserem FC 95.

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2001, 23. Mai: Landespokalfinale FC Hansa Rostock (A) - FC Schönberg 95 3:4 (2:1)

Der Fußballgott ist ein Schönberger!
Grün-Weiße Fußballgötter, ein irres und eigentlich schon verlorenes Pokalfinale gegen die Hansa-Amateure wird doch noch zum Triumph unserer grün-weißen Maurine-Kicker. Sören Warnick war es schließlich, der in der 94. Minute den entscheidenden Elfmeter verwandelt und Schönberg mit dem 4:3 in ein Tollhaus verwandelte. Doch der Reihe nach…

Die zahlenmäßig deutlich überlegene Schönberger Fangemeinde wurde in der ersten Halbzeit von einer Ohnmacht in die andere getrieben, denn die Hanseaten wirbelten die Abwehr des Pokalverteidigers mächtig durcheinander. Brunnemann versemmelte eine 100%ige Chance in der 6. Minute mit einem Lattenschuss und Vorbecks Aufsetzerkopfball zwei Minuten später konnte Maik Wilde toll parieren. Insbesondere Hansen war in dieser Phase kreuzgefährlich und kaum zu stoppen. Die zu diesem Zeitpunkt absolut verdiente Führung kam in der 25. Minute zustande. Nach einem Freistoß konnte Kampf völlig unbedrängt einköpfen. Einen weiteren Freistoß in der 38. Minute blockte der von der Sonne geblendete Maik Wilde zwar ab, gegen den Abstauber von Brunnemann war er jedoch machtlos. Und von den Gesichter der mitgereisten Schönberger Fans war zu diesem Zeitpunkt eine große Enttäuschung abzulesen. Aber kurz vor Ende der ersten Hälfte ein Lichtblick. Christian „Ursel“ Urgast wurde im Rostocker Strafraum gefoult und Sören „Schotte“ Warnick verwandelte den fälligen Elfmeter zum Anschlusstreffer. Hoffnung keimte wieder auf! Genährt wurden diese Hoffnungen durch das Auftreten der Schönberger nach dem Wiederanpfiff. Toptorjäger Enrico Neitzel stürmte direkt nach der Pause allein Richtung Hansa-Tor, aber am Ende war der Winkel dann doch zu spitz für einen erfolgreichen Abschluss. Es folgte der erste Platzverweis des Spiels. Der Rostocker Henning ging nach einer Unsportlichkeit mit gelb-rot vorzeitig zum Duschen und Trainer Jürgen Decker wechselte den von vielen Fans geforderten Thomas Haese ein. Und dessen erster Ballkontakt war ein Hechtkopfball in die Maschen des Hansa-Tores. Die Vorarbeit dazu leistete Enrico Neitzel, derTorwart Busch ausspielte und aufs Tor schoss. Ein Abwehrspieler der Hanseaten konnte den Ball gerade noch abwehren, aber eben nur bis zu Thomas Haese. Der FC Schönberg 95 machte weiter Druck und wurde dafür in der 69. Minute bestraft. Sven Wittfot konnte bei einem schnellen Gegenzug Brunnemann nur mit einem Foul im Strafraum stoppen und sah dafür ebenfalls gelb-rot. Der Rostocker Kampf verwandelte den folgenden Elfmeter sicher und wieder sah Hansa wie der sichere Sieger aus. Aber der Pokalverteidiger von der Maurine stemmte sich mit unbändigem Willen gegen die drohende Niederlage und erinnerte damit an die großen Pokalspiele der Vergangenheit. In der 85. Minute tanzte Michael Koch auf der rechten Seite seinen Gegenspieler aus und flankte nach innen. Das Leder fiel Sascha Hagen vor die Füße und dieser ließ sich diese Möglichkeit nicht entgehen. Und nur drei Minuten später stürmte Hugues Mbossa mutterseelenallein Richtung Tor der Hanseaten. Keeper Busch konnte ihn nur von den Beinen holen und sah die dritte rot Karte der Partie. Eisvogel Sören Warnick trat erneut an den Elfmeterpunkt und verwandelte kaltschnäuzig zur umjubelten Führung für Schönberg. Vier Minuten später war dann Schluss und der FC Schönberg 95 hatte den Pokal erneut an die Maurine geholt

Die Feierlichkeiten begannen gleich nach dem Abpfiff noch auf dem Platz und endeten erst spät in der Nacht. Die Mannschaft wurde am Ortseingang von den Fans in Empfang genommen und mit einem Autokorso lautstark durch die Stadt zum Sportlerheim begleitet. Der Verein spendierte Freibier bis zum Abwinken und so wurde lange und ausdauernd gefeiert…

Statistik Landespokalfinale 2001

FC Schönberg 95: Maik Wilde, Sören Warnick, Sven Wittfot, Assana Topé (32. Ali Moustapha), Marko Riegel, Christian Urgast, Stefan Purtz (62. Thomas Haese), Dinalo Adigo, Sascha Hagen, Michael Koch, Enrico Neitzel (78. Hugues Mbossa)

FC Hansa Rostock (A): Busch, Pohl, Noveski, Famiyeh (88. Bass), Brunnemann (73. Preuß), Möller, Henning, Köhn, Hansen, Vorbeck, Kampf

Tore: 0:1 Kampf (25.), 0:2 Brunnemann (38.), 1:2 Sören Warnick (42., FE), 2:2 Thomas Haese (63.), 2:3 Kampf (69., FE), 3:3 Sascha Hagen (85.), 4:3 Sören Warnick (88., FE)

Zuschauer: 1000

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2001, 26. August: DfB-Pokal FC Schönberg 95 - VfB Stuttgart 2:4 (2:0)

Es war der 26. August 2001 und die Sensation war greifbar nah an der Maurine. Bei hochsommerlichen Temperaturen lieferte der FC Schönberg 95 dem damaligen Bundesligisten VfB Stuttgart in der 1. Runde des DFB-Pokals einen begeisternden Pokal-Fight.

Dabei wurden die Schwaben in den ersten 45 Minuten zeitweise regelrecht vorgeführt von den Amateuren aus Schönberg. Schönbergs Abwehr wurde von Sven Wittfot hervorragend organisiert und ließ den ideenlos anrennenden Profis vom VfB Stuttgart kaum Entfaltungsmöglichkeiten. Lediglich bei Standardsituationen kam das Tor von Sven Schmidtke mitunter in Bedrängnis. Ganz anders die Hausherren. Mit überfallartigen Kontern setzen sie Stuttgarts Defensivabteilung mächtig zu und kam so durch Michael Koch bereits in der 4. Minute zur ersten dicken Möglichkeit. Und in Minute 12 war es dann soweit. Mit einem Traumpass auf Christian Urgast überlistete Michael Koch die Abseitsfalle der Stuttgarter und Ursel überwand mit einem ebenso schönen Schlenzer Gästetorwart Timo Hildebrand zum 1:0. Der Torjubel hatte sich knapp gelegt, da setzte Torjäger Enrico Neitzel zu einem Sturmlauf an. Aus ca. 20 Metern zog der Stürmer plötzlich ab und der Aufsetzer ließ Timo Hildebrand nicht besonders glücklich aussehen, denn er rutschte ihm durch die Finger und landete zum 2:0 im Tor des VfB. 2:0 gegen den Bundesligisten mit Startrainer Felix Magath – ein Traum? Leider musste FC 95-Trainer Jürgen Decker schon sehr früh gleich zweimal wechseln. Der sehr gut spielende Abwehrspieler Assana Topé hatte sich verletzt und Slavomir Pocisk stand nach einer gelben Karte und einem mahnenden Zeigefinger des Schiedsrichters bereits frühzeitig kurz vor einem Platzverweis. Bis zur Halbzeit ließen die Maurine-Kicker nichts mehr anbrennen und nahmen das sensationelle 2:0 mit in die Kabine. Auf der Tribüne und im ganzen Stadion konnte niemand glauben, was da in den ersten 45 Minuten passiert war. Auch Felix Magath nicht.
In der zweiten Hälfte wandelte sich mit zunehmender Spieldauer das Bild. Der VfB spielte nun druckvoller und bei den Schönbergern ließen die Kräfte nach. Torhüter Sven Schmidtke rückte mehr und mehr in den Brennpunkt des Geschehens und verhinderte mehrfach mit Glanzparaden den Anschlusstreffer. Als Sören Warnick in der 59. Minute einen Schuss von Heiko Gerber unglücklich abfälschte, war aber auch Sven Schmidtke machtlos. Nur 5 Minuten später besorgte der Brasilianer Adhemar nach schöner Einzelleistung den Ausgleich. Schönberg mobilisierte die letzten Kraftreserven und stemmte sich mit aller Macht gegen das nun drohende Pokal-Aus. Leider kam bei den Bemühungen kaum noch Torgefahr zustande und das Spiel und die brütende Hitze forderten immer mehr ihren Tribut. Die Profis aus Stuttgart hingegen drängte weiter auf die Führung, um einer möglichen Verlängerung zu entgehen. Aber mit einem sehr guten Sven Schmidtke und ein wenig Glück konnte der FC 95 bis zur 87. Minute wenigstens von dieser Verlängerung träumen. Doch nach einer schönen Kombination über Bradley Carnell schob der spätere Nationalspieler Kevin Kurányi zum 2:3 ein. Die endgültige Entscheidung fiel kurz vor Ende der Partie erneut durch Adhemar, er traf mit einem Gewaltschuss aus spitzem Winkel.
Und auch wenn die grün-weißen nach dem Abpfiff mit betretenen Mienen geknickt vom Platz schlichen – sie hatten den Bundesligisten VfB Stuttgart mit einer grandiosen Mannschaftsleistung an den Rand einer Niederlage gespielt. Für alle Zuschauer die dabei waren, mit Sicherheit auch heute noch eine Partie an die man sich immer wieder gerne zurückerinnert.

Statistik 1. Runde DFB-Pokal 2001/2002

FC Schönberg 95: Sven Schmidtke, Sören Warnick (72. René Putzier), Sven Wittfot, Assana Topé (23. Thomas Haese), Marko Riegel, Christian Urgast, Slavomir Pocisk (30. Ronny Tetzlaff), Dinalo Adigo, Stefan Purtz, Michael Koch, Enrico Neitzel

VfB Stuttgart: Timo Hildebrand, Timo Wenzel, Rui Marques, Marcelo Bordon, Silvio Meißner, Viorel Ganea (46. Kevin Kuranyi), Heiko Gerber (76. Bradley Carnell), Aliaksandr Hleb, Jochen Seitz (46. Andreas Hinkel), Adhemar, Zvonimir Soldo

Tore: 1:0 Christian Urgast (12.), 2:0 Enrico Neitzel (15.), 2:1 Heiko Gerber (59.), 2:2 Adhemar (65.), 2:3 Kevin Kuranyi (87.), 2:4 Adhemar (89.)

Zuschauer: 3800

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2008, 14. Juni: Relegationsspiel FC Schönberg 95 - 1. FC Lokomotive Leipzig 1:2 (0:2)

Wir starten unseren Rückblick zunächst auf die Rahmenbedingungen eines dieser besonderen Spiele unseres Vereins, bevor wir uns um das Sportliche kümmern. Insgesamt 500 Einsatzkräfte der Polizei hatten am Samstag, 14. Juni 2008, den kleinen Ort Schönberg für das Relegationsspiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig zu einer „Festung“ gemacht. „Wir haben so die Sicherheit der Sportveranstaltung und der Stadt Schönberg gewährleistet“, sagte Klaus Wiechmann, Sprecher der Polizeidirektion Schwerin, und so wurde das Relegationshinspiel zwischen den Maurine-Kickern und dem Traditionsverein 1.FC Lokomotive Leipzig erfreulicherweise das von allen Seiten erhoffte friedliche Fußballfest.

Allerdings lief es für den Gastgeber sportlich nicht nach Plan. Maurine-Kicker Marko Riegel verletzte sich gleich nach dem Anpfiff und als Sven Wittfot und Lok-Keeper Jan Evers wenig später in der 7. Minuten ohne böse Absicht zusammenrasselten, blieb Schönbergs Kapitän mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Wegen einer offenen Unterschenkelfraktur musste Sven Wittfot danach sofort ins Krankenhaus gefahren werden und seine Mannschaft reagierte auf diesen Vorfall sichtlich geschockt.
Wie unter Schock fand sie fast die gesamte erste Halbzeit nie zu ihrem Spiel und wirkte in manchen Phasen sogar geradezu ängstlich. So erspielten sich die Gäste optische Vorteile, die ihnen aber zunächst noch keine Torchancen einbrachten. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis erstmalig etwas Ähnliches wie Torgefahr zu sehen war: FC 95-Kicker Alexander Frank verfehlte für seine Schönberger das Tor im Nachschuss. Doch zwei Minuten später zeigte Schiedsrichter Gunnar Melms zur Überraschung vieler auf den Elfmeterpunkt. Und erst die Nachfrage bei unserem heutigen Trainer Thomas Manthey brachte Aufklärung: „Ja, der war drei Meter vor dem Tor frei und ich hab ihn umgerissen. Der Elfmeter geht in Ordnung.“ Holger Krauß ließ sich diese Gelegenheit erwartungsgemäß nicht entgehen und verwandelte sicher, obwohl Norman Köhlmann in der richtigen Ecke war. Leipzig wurde durch Manuel Starke gefährlich (37.) und Schönberg zeigte einen starken Kalbau-Freistoß, den Jan Evers nur abklatschen konnte. Immer wieder musste das Spiel unterbrochen werden, weil beide Mannschaften äußerst robust zu Werke gingen und dadurch Schiedsrichter Melms zu Recht sehr lange nachspielen ließ. Und in dieser Nachspielzeit hatten die Grün-Weißen vergessen, dass auch bei einer Abseitsstellung der Schiedsrichter erst pfeifen muss. Abwehrchef Serkan Rinal: „Ich bin ja nicht so einer, der auf dem Schiedsrichter rumhackt, aber der war zwei Meterim Abseits. Aber wir hätten trotzdem weiterspielen müssen.“ So war es der Leipziger Rico Engler, der als Einziger einfach weiter machte, Keeper Köhlmann umkurvte und die Kugel ins leere Tor schob. Nach der Pause blitzte beim Gastgeber ab und zu dessen wahres Vermögen auf und deswegen wurde die zweite Hälfte aus Schönberger Sicht auch etwas offener gestaltet. Yuzuru Okuyama kam aus Nahdistanz völlig frei zum Kopfball, brachte dabei aber das Kunststück fertig, den Ball irgendwie knapp über die Latte zu setzen. Aber in der 58. Minute gelang André Kalbau der inzwischen jederzeit verdiente Anschlusstreffer. Von Christian Radom sehr schön vorbereitet zog er aus der Drehung ab und der Ball schlug am langen Pfosten ein. Doch leider blieben solche Szenen Mangelware. Zu viele ungenaue Pässe verhinderten weitere gute Chancen und so kam Schönberg in der zweiten Halbzeit nur noch zu einer Gelegenheit durch Paul Manthey.
Und so stand am Ende neben der schweren Verletzung von Routinier Sven Wittfot eine unnötige Hinspielniederlage auf der Anzeigetafel. Beide Trainer waren sich einig, dass noch keine Entscheidung für den Aufstieg gefallen war, was sich eine Woche später in Leipzig bestätigen sollte. Könnt ihr euch noch erinnern?

Statistik

FC Schönberg 95: Norman Köhlmann, Christian Radom, Alexander Frank, Marko Riegel (48. Mamadou Sabaly), Paul Manthey, Yuzuru Okuyama, André Kalbau, Thomas Manthey, Sven Wittfot (7. Dmytro Grybkow, 72. Marcus Klaczinski), Serkan Rinal, Alexander Fogel

1. FC Lokomotive Leipzig: Jan Evers, René Ledwoch (35. Eric Eiselt), Alexander Kunert, Stephan Knoof, Sven Hellmund (78. Robert Roscher), Manuel Starke, Holger Krauß, Steven Aßmann, Anton Köllner, Rico Engler, Ralf Schreiber ( 84. René Heusel)

Tore: 0:1 Holger Krauß (30., FE), 0:2 Rico Engler (45.+2), 1:2 André Kalbau (58.)

Zuschauer: 2845

2008, 22. Juni: Relegationsspiel 1. FC Lokomotive Leipzig - FC Schönberg 95 0:1 (0:0)

Eine Woche nachdem das Hinspiel an der Maurine knapp mit 2:1 an den 1. FC Lokomotive Leipzig gegangen war, trafen beide Kontrahenten im Leipziger WM-Stadion von 2006 wieder aufeinander. Am Morgen des 22. Juni wurde die Anspannung langsam greifbar bei den Akteuren von der Maurine, denn man hatte sich trotz der Hinspielniederlage noch nicht aufgegeben. Frühstück, gemeinsamer Spaziergang mit Lockerungsübungen, Mannschaftsbesprechung im Hotel und Abfahrt zum Zentralstadion – bei der es immer ruhiger im Team wurde. Als der Bus in den Katakomben des Zentralstadions verschwand wurde endgültig klar – jetzt wird es ernst. Der erste Blick in die WM-Arena von 2006 brachte vor allem die Erkenntnis, dass es unfassbar heiß auf dem Platz sein würde. Das Stadion füllte sich so langsam und bereits beim Warmmachen bekam man deswegen einen Eindruck davon, wie großartig die Kulisse beim Spiel werden würde. Und beim Auflaufen der beiden Mannschaften war einfach nur für alle Beteiligten Gänsehaut angesagt.

Anders als in der Woche zuvor zeigten sich die Schönberger davon wenig beeindruckt. Kapitän Serkan Rinal und Paul Manthey waren sich einig: „Mit dem Anpfiff haben wir die Kulisse komplett ausgeblendet. Da kriegst Du im Spiel gar nichts mit.“ Hochmotiviert wollten die Grün-Weißen das Ergebnis aus dem Hinspiel drehen. Alle auf dem Platz einschließlich Trainer wollten aufsteigen und so bekamen die Maurinestädter nach einem Kopfball von Steven Aßmann, den Norman Köhlmann erst im Nachfassen unter Kontrolle brachte, zunehmend Oberwasser. Christian Klingenberg erreichte eine Fogel-Flanke nicht und als Yuzuru Okuyama sich auf der rechten Seite gegen Holger Krauß durchsetzte, brannte es lichterloh im Leipziger Strafraum. Der Gastgeber hatte mit einigen gefährlichen Flanken und einer Eckenserie zwar noch die optische Überlegenheit auf seiner seite, brachte Schönberg damit aber nicht ernsthaft in Verlegenheit. Nur einen weiteren Aßmann-Kopfball nach einer Kunert-Flanke in der 36. Minute musste Norman Köhlmann eingreifen.
Nach der Pause ging den Blau-Gelben etwas die Puste aus und der FC 95 übernahm nun endgültig das Ruder im Zentralstadion. Lok verlegte sich auf’s Kontern, brachte dabei aber bis auf einen Gewaltschuss von Rico Engler nach einer Schreiber-Vorlage wenig zustande. Doch auch die Gäste machten zunächst zu wenig aus ihrer Überlegenheit. Ein gefährlicher Freistoß von Alexander Frank in der 70. Minute – das war’s eigentlich auch schon. So begannen die Leipziger Fans sehr früh ihren Aufstieg zu feiern, um in der 79. Minute nach dem verdiente Führungstreffer der Maurine-Kicker wieder mit dem zittern zu beginnen. Der gerade eingewechselte Dmytro Grybkow kam eindrucksvoll über die rechte Außenbahn und flankte hoch auf den langen Pfosten. Dort flog Yuzuru Okuyama in den Ball und ließ Jan Evers keine Chance. Die folgenden 11 Minuten dürften zu den längsten gehören, die die Leipziger auf einem Fußballplatz erlebten. Schönberg bekam die zweite Luft und spielte die Lok an die Wand. Die Leipziger beschworen die Balljungen: „Ihr könnt Euch Zeit lassen!“ – und sehnten den Abpfiff herbei. Und wenn Alexander Fogel in den Schlusssekunden resoluter zum Ball gegangen wäre – wer weiß…Mit dem Schlusspfiff begann auf der einen Seite der grenzenlose Jubel und auf der anderen Seite die unendliche Enttäuschung. Da war es den Grün-Weißen völlig egal, dass sie auswärts ihre weiße Weste behielten und Leipzig die erste Niederlage im neuen Zentralstadion beibrachten. „Dafür gibt’s keinen Preis“, meinte im Anschluss der traurige Torvorbereiter Dmytro Grybkow.
Am Ende blieb den Maurine-Kickern nur, einen herzlichen Glückwunsch an Lok für den Aufstieg zu übermitteln und das tolle Erlebnis mit den enthusiastischen Leipziger Fans in Erinnerung zu behalten. Wieder ein sehenswertes Spiel welches sich fest in der Historie der Maurine-Kicker verankert hat.

Statistik

FC Schönberg 95: Norman Köhlmann, Alexander Frank, Paul Manthey, Yuzuru Okuyama, Andre Kalbau (74. Dmytro Grybkow), Mamadou Sabaly (85. Marcus Klaczinski), Thomas Manthey, Christian Radom, Serkan Rinal, Alexander Fogel, Christian Klingenberg (46. Benjamin Brügmann).

1. FC Lokomotive Leipzig: Jan Evers, Marcel Hensgen, Alexander Kunert, Stephan Knoof, Kevin Rienaß (80. Sven Hellmund), Manuel Starke, Holger Krauß, Steven Aßmann, Anton Köllner, Rico Engler (59. Rene Heusel), Ralf Schreiber (70. Matthias Hellmund).

Tor: Yuzuru Okuyama (79.)

Zuschauer: 9949